Freitag, 23. April 2010
X-37B: Militärischer Mini-Shuttle gestartet
klauslange,21:47h
Eine äußerst interessante Meldung wurde heute in den Nachrichten gebracht. Die US Air Force startete die X-37B. Eine Art Mini-Shuttle, das mehrere Monate im Orbit bis zu einer Höhe von 900 km.
raumfahrer.net brachte dazu einen Bericht:
http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/23042010030303.shtml
Die X37 ist in der Lage, in ihrer Nutzlastbucht mehrere Objekte mitzuführen und kann durch die Energieversorgung über Solarzellenausleger mehrere Wochen im Einsatz bleiben. Die genaue Nutzlast als auch die geplante Einsatzdauer ist geheim. Als gesichert gilt, dass die X37 größere Treibstoffvorräte mit an Bord hat, um deutliche Veränderungen des Orbits durchführen zu können. Nach Abschluss der Mission wird sie auf der Landebahn der Vandenberg Air Force Station niedergehen und somit wie ein Space Shuttle landen.
Die unbemannte automatische Landung auf einer Landebahn aus dem Orbit heraus ist ein Novum für die USA. Ähnliches hat vor 22 Jahren bisher nur die Buran der damaligen Sowjetunion geschafft, allerdings nur einmalig. Beim Erstflug der X37 sollen offiziell unter anderem Navigations- und Flugleitsysteme geprüft werden sowie der Wiedereintritt und damit das Hitzeschild, welches Ähnlichkeiten mit dem des Space Shuttles der NASA aufweist.
Die militärische Mission bietet auch politisch einigen Zündstoff, bestehen doch Befürchtungen, dass die USA damit einen militärischen Wettlauf im All anzettelt. Sowohl China als auch die USA haben bereits unter Beweis gestellt, dass sie den Abschuss von Satelliten im Orbit beherrschen. Mit der Technik der X37 wären die USA in der Lage, einen Spionagesatellit spontan starten zu können, der nachher auch wiederverwendet werden kann. Zumindest eine Massenvernichtungswaffe an Bord kann ausgeschlossen werden, da es ein Abkommen zwischen den Völkern gibt, welches dieses untersagt.
Die X37 wiegt etwa 5 Tonnen und ist ca. ein Viertel so groß wie das Space Shuttle. Die Spannweite beträgt ungefähr 5 Meter. Es ist nicht das erste Mal, dass die Air Force ein wiederverwendbares Konzept testet. Bereits in den späten 1950er Jahren begann man mit den Planungen von Dyna-Soar, auch als X-20 bekannt. Es war als bemanntes System vorgesehen, um gegen feindliche Satelliten vorzugehen oder sonstige Weltraumwaffen zu beeinträchtigen.
Für mich bleibt die Frage offen, ob nicht auch dieses Raumschiff später mal mit Besatzung ins All fliegt. Ferner erinnert das Fluggerät auch an das leider eingestellte Hermes-Projekt der ESA.
Zu weiteren Einsatzmöglichkeiten gibt das Handelsblatt interessante Aspekte bekannt:
In den letzten Jahren hatte das private Trägerflugzeug WhiteKnight2 des Weltraumtourismus-Unternehmens Virgin Galactic das neue Mini-Raumschiff bereits mehrmals zum Abwurftest in die Höhe gehievt. Binnen drei Minuten kehrte es ferngesteuert und gleitend zurück zur Erde.
Einsatzmöglichkeiten für das Space Shuttle in Klein sind für das US-Militär von großer Bedeutung: Der steuerbare Gleiter könnte als unbemannte Drohne zur Beobachtung feindliches Gebiet in etwa 300 bis 400 Kilometer Höhe überfliegen, ohne dass das Land dessen Umlaufbahn vorausberechnen und beispielsweise Nukleartests entsprechend verlegen könnte.
Auch zu einer ferngesteuerten Reparatur erdnaher Satelliten ließen sich solche Transporter dank ihrer Ladebucht nutzen. Zwar kann der Gleiter nicht die begehrte geostationäre Umlaufbahn in 36 000 km Höhe erreichen, auf der sich die meisten Wetter- und Kommunikationssatelliten um die Erde drehen. Der Transporter könnte jedoch Satelliten erreichen, die die Erde auf tieferen Umlaufbahnen umkreisen.
Dass die Reparatur solcher Objekte möglich ist, haben amerikanische Astronauten mehrmals bewiesen: Mit dem Greifarm der Space Shuttles haben sie in den achtziger und neunziger Jahren mehrmals ausgediente oder defekte Satelliten eingefangen, in der Ladebucht der Fähren verankert, mit neuen Instrumenten versorgt und wieder ausgesetzt. Ein solches Recycling zahlt sich auch im All aus: Entwicklung, Bau und Start eines neuen Satelliten nämlich kämen teurer.
Mittlerweile verfügen die USA über Techniken, solche Wartungsarbeiten von Robotern ausführen zu lassen, deren Greifwerkzeuge von der Erde aus ferngesteuert werden. Hier könnte X-37B als Reparaturplattform ins Spiel kommen: Militärische Aufklärungssatelliten haben in der Regel eine längere Entwicklungszeit, sind wesentlich aufwendiger gebaut und deswegen ungleich teurer als ihre kommerziellen Gegenstücke.
Allerdings ist schon jetzt der Ausbau des Phantoms vom Prototypen zum nutzbaren Raumschiff mehr als fraglich. Denn auch bei der Air Force hat sich die Wirtschaftskrise bemerkbar gemacht – durch geringere finanzielle Mittel im Verteidigungshaushalt. Zwar liegt das von der Air Force für das Rechnungsjahr 2011 beantrage Budget von 170,8 Mrd. Dollar drei Prozent über dem des Vorjahres. Der Posten für die Entwicklung von Weltraumprogrammen wird mit 8 Mrd. Dollar jedoch einen Rückgang um acht Prozent hinnehmen müssen.
Schon einmal ist der Weltraum-Transporter dem Rotstift zum Opfer gefallen: Ursprünglich war das Raumschiff 1999 von der US-Raumfahrtbehörde NASA für 173 Mio. Dollar beim Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing in Auftrag gegeben worden. Drei Jahre später erhielt Boeing einen Folgeauftrag von mehr als 300 Mio. Dollar, bevor die NASA 2004 die Notbremse zog und das Projekt wegen anhaltend steigender Kosten aufgab.
Daran sieht man aber auch, dass der Rotstift bei der NASA nur eine Verlegung des Projektes hin zum Militär bedeutete und keine Einstellung an dem Raumgleiter. Wenn der Rotstift für dieses Projekt auch bei der US Ait Force zuschlagen würde, dann muss das als gewollte Vertuschung einer weiteren Forschung unter dem Dach einer - privatwirtschaftlichen - Institution gedeutet werden. Schließlich unterleigen solche Privatunternehmungen nicht dem Informations Act...
http://www.handelsblatt.com/technologie/forschung/space-plane-x-37b-jungfernflug-fuer-ein-phantom;2566710
raumfahrer.net brachte dazu einen Bericht:
http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/23042010030303.shtml
Die X37 ist in der Lage, in ihrer Nutzlastbucht mehrere Objekte mitzuführen und kann durch die Energieversorgung über Solarzellenausleger mehrere Wochen im Einsatz bleiben. Die genaue Nutzlast als auch die geplante Einsatzdauer ist geheim. Als gesichert gilt, dass die X37 größere Treibstoffvorräte mit an Bord hat, um deutliche Veränderungen des Orbits durchführen zu können. Nach Abschluss der Mission wird sie auf der Landebahn der Vandenberg Air Force Station niedergehen und somit wie ein Space Shuttle landen.
Die unbemannte automatische Landung auf einer Landebahn aus dem Orbit heraus ist ein Novum für die USA. Ähnliches hat vor 22 Jahren bisher nur die Buran der damaligen Sowjetunion geschafft, allerdings nur einmalig. Beim Erstflug der X37 sollen offiziell unter anderem Navigations- und Flugleitsysteme geprüft werden sowie der Wiedereintritt und damit das Hitzeschild, welches Ähnlichkeiten mit dem des Space Shuttles der NASA aufweist.
Die militärische Mission bietet auch politisch einigen Zündstoff, bestehen doch Befürchtungen, dass die USA damit einen militärischen Wettlauf im All anzettelt. Sowohl China als auch die USA haben bereits unter Beweis gestellt, dass sie den Abschuss von Satelliten im Orbit beherrschen. Mit der Technik der X37 wären die USA in der Lage, einen Spionagesatellit spontan starten zu können, der nachher auch wiederverwendet werden kann. Zumindest eine Massenvernichtungswaffe an Bord kann ausgeschlossen werden, da es ein Abkommen zwischen den Völkern gibt, welches dieses untersagt.
Die X37 wiegt etwa 5 Tonnen und ist ca. ein Viertel so groß wie das Space Shuttle. Die Spannweite beträgt ungefähr 5 Meter. Es ist nicht das erste Mal, dass die Air Force ein wiederverwendbares Konzept testet. Bereits in den späten 1950er Jahren begann man mit den Planungen von Dyna-Soar, auch als X-20 bekannt. Es war als bemanntes System vorgesehen, um gegen feindliche Satelliten vorzugehen oder sonstige Weltraumwaffen zu beeinträchtigen.
Für mich bleibt die Frage offen, ob nicht auch dieses Raumschiff später mal mit Besatzung ins All fliegt. Ferner erinnert das Fluggerät auch an das leider eingestellte Hermes-Projekt der ESA.
Zu weiteren Einsatzmöglichkeiten gibt das Handelsblatt interessante Aspekte bekannt:
In den letzten Jahren hatte das private Trägerflugzeug WhiteKnight2 des Weltraumtourismus-Unternehmens Virgin Galactic das neue Mini-Raumschiff bereits mehrmals zum Abwurftest in die Höhe gehievt. Binnen drei Minuten kehrte es ferngesteuert und gleitend zurück zur Erde.
Einsatzmöglichkeiten für das Space Shuttle in Klein sind für das US-Militär von großer Bedeutung: Der steuerbare Gleiter könnte als unbemannte Drohne zur Beobachtung feindliches Gebiet in etwa 300 bis 400 Kilometer Höhe überfliegen, ohne dass das Land dessen Umlaufbahn vorausberechnen und beispielsweise Nukleartests entsprechend verlegen könnte.
Auch zu einer ferngesteuerten Reparatur erdnaher Satelliten ließen sich solche Transporter dank ihrer Ladebucht nutzen. Zwar kann der Gleiter nicht die begehrte geostationäre Umlaufbahn in 36 000 km Höhe erreichen, auf der sich die meisten Wetter- und Kommunikationssatelliten um die Erde drehen. Der Transporter könnte jedoch Satelliten erreichen, die die Erde auf tieferen Umlaufbahnen umkreisen.
Dass die Reparatur solcher Objekte möglich ist, haben amerikanische Astronauten mehrmals bewiesen: Mit dem Greifarm der Space Shuttles haben sie in den achtziger und neunziger Jahren mehrmals ausgediente oder defekte Satelliten eingefangen, in der Ladebucht der Fähren verankert, mit neuen Instrumenten versorgt und wieder ausgesetzt. Ein solches Recycling zahlt sich auch im All aus: Entwicklung, Bau und Start eines neuen Satelliten nämlich kämen teurer.
Mittlerweile verfügen die USA über Techniken, solche Wartungsarbeiten von Robotern ausführen zu lassen, deren Greifwerkzeuge von der Erde aus ferngesteuert werden. Hier könnte X-37B als Reparaturplattform ins Spiel kommen: Militärische Aufklärungssatelliten haben in der Regel eine längere Entwicklungszeit, sind wesentlich aufwendiger gebaut und deswegen ungleich teurer als ihre kommerziellen Gegenstücke.
Allerdings ist schon jetzt der Ausbau des Phantoms vom Prototypen zum nutzbaren Raumschiff mehr als fraglich. Denn auch bei der Air Force hat sich die Wirtschaftskrise bemerkbar gemacht – durch geringere finanzielle Mittel im Verteidigungshaushalt. Zwar liegt das von der Air Force für das Rechnungsjahr 2011 beantrage Budget von 170,8 Mrd. Dollar drei Prozent über dem des Vorjahres. Der Posten für die Entwicklung von Weltraumprogrammen wird mit 8 Mrd. Dollar jedoch einen Rückgang um acht Prozent hinnehmen müssen.
Schon einmal ist der Weltraum-Transporter dem Rotstift zum Opfer gefallen: Ursprünglich war das Raumschiff 1999 von der US-Raumfahrtbehörde NASA für 173 Mio. Dollar beim Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing in Auftrag gegeben worden. Drei Jahre später erhielt Boeing einen Folgeauftrag von mehr als 300 Mio. Dollar, bevor die NASA 2004 die Notbremse zog und das Projekt wegen anhaltend steigender Kosten aufgab.
Daran sieht man aber auch, dass der Rotstift bei der NASA nur eine Verlegung des Projektes hin zum Militär bedeutete und keine Einstellung an dem Raumgleiter. Wenn der Rotstift für dieses Projekt auch bei der US Ait Force zuschlagen würde, dann muss das als gewollte Vertuschung einer weiteren Forschung unter dem Dach einer - privatwirtschaftlichen - Institution gedeutet werden. Schließlich unterleigen solche Privatunternehmungen nicht dem Informations Act...
http://www.handelsblatt.com/technologie/forschung/space-plane-x-37b-jungfernflug-fuer-ein-phantom;2566710
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