Donnerstag, 8. Februar 2007
Höherdimensionale Räume, "Multiversen" und ID
klauslange,11:49h
Aufgrund einer sehr interessanten Frage eines Lesers, habe ich mich zu einer ausführlichen und grundsätzlichen Antwort entschlossen, die ich auch als eigenständigen Beitrag - und nicht nur als Kommentar - bereitstellen möchte.
Die Ausgangsfrage war: Schließen sich höherdimensionale Räume, Multiversen und ID nicht aus?
Mein Standpunkt dazu:
Im umgangssprachlichen Gebrauch sprechen wir zwar schon heute von einem Mikrokosmos und einem Makrokosmos, wenn wir zum Beispiel die Welt der winzig kleinen Einzeller mit der unsrigen Erfahrungsebene vergleichen. Doch beide Bereiche gehören untrennbar zu unserer Welt, auch wenn wir vom uns umgebendem Mikrokosmos meist bewusst nichts oder nicht viel wahrnehmen.
Zu den Extradimensionen:
Sie wären Bestandteil unserer Welt, haben aber eine andere Geometrie, sind also entweder endlich und kompaktifiziert oder unendlich aber so verzerrt, dass wir sie nicht wahrnehmen können. Aber, und das ist wichtig, sie müssen zumindest indirekt auch auf uns einwirken.
Wenn es zum Beispiel die sechs weiteren kompaktifizierten Raumdimensionen gemäß der Stringtheorie gibt, dann bestehen auch wir Menschen nicht nur aus den drei Raumdimensionen, sondern haben auch Ausprägungen in den übrigen sechs, nur bekommen wir davon zunächst einmal bewusst nichts mit.
Zu den Multiversen:
Die Bezeichnung ist für sich schon widersprüchlich.
Im Rahmen der M-Theorie kann man "Multiversen" als verschiedene Branen (eine zweidimensionale Bran ist die uns bekannte Membrane) betrachten, die in einem höherdimensionalen Raum eingebettet sind.
Also unser Universum wäre ein 3-Bran, wenn wir jetzt mal nur die Raumdimensionen betrachten. Ist diese 3-Bran aber in einem höherdimensionalen Raum eingebettet, so kann es natürlich noch weitere Branen geben, die in dieser Einbettung existieren. Wobei jede andere Dimensionszahl für diese anderen Branen erlaubt sind, sofern sie nicht die Dimensionszahl des sie einbettenden Raumes erreicht.
Die verschiedenen Branen können nun mehr oder weniger stark miteinander interagieren. Die Interaktion kann dabei auch, wenn wir den Austausch von Teilchen oder irgendwelcher Strahlung betrachten, Null sein, jedoch nicht wirklich absolut Null. Warum? Nun, rein theoretisch können diese Branen - so es sehr viele gibt - stets miteinander kollidieren und wir müssten uns ernsthaft fragen, warum - bei angenommenen unendlich vielen Branen, um ein scheinbares fine-tuning in unserem Universum zu erklären - eine solche Kollision noch nicht stattgefunden und unsere Bran damit massiv gestört hat, will sagen, Lebensräume zerstört hat.
Denn man darf sich nicht beirren lassen: Wenn wir unendlich viele Branen benötigen, um das fine-tuning zu erklären, dann kann der Einbettungsraum selbst gerne unendlich ausgedehnt sein und dennoch sind Kollisionen unausweichlich, wenn sich die Branen ansonsten nicht austauschen. Oder aber, die Branen stoßen sich sozusagen voneinander ab, sie halten sich auf Abstand, dann haben wir also doch eine Interaktion - wenn auch äußerst schwach vielleicht - und dann gehören die anderen Branen zu unserer Welt. Das fine-tuning nähme zu, nicht ab.
Was haben wir also?
Das Multiversenmodell würde zu einem Multibranen-Universum. Ein solches Universum ist aber nichts qualitativ neues bezüglich unser bisheriges Universum-Modells. Denn darin kennen wir ja auch viele verschiedene Planetensysteme in vielen verschiedenen Galaxien. Unsere bisherige Vorstellung vom Universum kann also als Multiplanetensystem-Einbettungsraum bezeichnet werden. Wir können dennoch fragen, warum es überhaupt einen Planeten wie die Erde gibt, weil viel zu viele Faktoren ineinander greifen müssen, um ein solch stabiles Habitat zu unterhalten.
Eine Auffassung der Art, dass es bei sooo vielen Planetensystemen in soooo vielen Galaxien zwangsläufig zu einem Planeten Erde hätte kommen müssen - oder die Wahrscheinlichkeit dafür sehr hoch würde - zieht ja nicht wirklich, wenn man eben das Universum als ganzes betrachtet. Gleiches gilt auf höherer Ebene dann aber auch für ein Multibranen-Universum in entsprechender Weise.
[Übrigens gibt es noch eine andere Hypothese, die unpräzise mit "Multiversen" bezeichnet wird, doch im eigentlichen eine Alternative zur kopenhagender Interpretation der Quantentheorie darstellt. Die "Viele Welten"-Hypothese nach Hugh Everett III.: Demnach wird jede mögliche Fortsetzung einer Handlung, einer Begebenheit, Aktion etc. in jeweils einem eigenen dafür realisierten Universum manifestiert. Beispielsweise bei einem Münzwurf, erleben wir, dass "Kopf" zu sehen ist, doch es wird augenblicklich ein reales Universum abgespalten, in dem statt dessen "Zahl" zu sehen ist. Diese Art von "Multiversen" meine ich mit dem Branszenario nicht und ich will der Vollständigkeit halber nur kurz erwähnen, dass ich diese Vorstellung ablehne.]
Zum ID - Ansatz und wie ich diesen verwende
ID als Meta-Analyseraum, der auch prinzipiell nicht messbare Möglichkeiten nicht von vornherein ausschließt - und mehr ist es nicht - kann also auch damit gut umgehen. Mehr noch, gerade im ID Rahmen ist es erlaubt solche Spekulationen und Hypothesen ernsthafter zu befragen als es eine sich selbstbeschränkende naturalistische "Wissenschaft" vermag.
Nur weil wir etwas prinzipiell nicht messen können, bedeutet das nicht, dass es nicht da sein kann. Konsequent durchdacht gilt das für alle Bereiche und regt daher Forschungstätigkeit an. Schon ein Kind lernt, dass nur weil es sich die Augen zuhält und damit nicht mehr bestimmte Dinge sieht, diese Dinge nicht wirklich verschwunden sind und es selbst für die Umwelt auch nicht verschwunden ist.
Dazu muss ich aber noch hinzufügen, dass ich zunächst ID mit "Informatorisches Design" übersetze und dann in einer weiteren Abstraktionsstufe erst frage, was die Quelle dieser Design - Information ist. Und da kann ich rein logisch betrachtet aus der Sicht des Mathematikers eine Intelligenz, die über allem steht, nicht ausschließen. Mehr noch, ich halte diese Möglichkeit eines intelligenten Meta-Designers somit schon aus rationalen Gründen für sehr plausibel.
Die Ausgangsfrage war: Schließen sich höherdimensionale Räume, Multiversen und ID nicht aus?
Mein Standpunkt dazu:
Im umgangssprachlichen Gebrauch sprechen wir zwar schon heute von einem Mikrokosmos und einem Makrokosmos, wenn wir zum Beispiel die Welt der winzig kleinen Einzeller mit der unsrigen Erfahrungsebene vergleichen. Doch beide Bereiche gehören untrennbar zu unserer Welt, auch wenn wir vom uns umgebendem Mikrokosmos meist bewusst nichts oder nicht viel wahrnehmen.
Zu den Extradimensionen:
Sie wären Bestandteil unserer Welt, haben aber eine andere Geometrie, sind also entweder endlich und kompaktifiziert oder unendlich aber so verzerrt, dass wir sie nicht wahrnehmen können. Aber, und das ist wichtig, sie müssen zumindest indirekt auch auf uns einwirken.
Wenn es zum Beispiel die sechs weiteren kompaktifizierten Raumdimensionen gemäß der Stringtheorie gibt, dann bestehen auch wir Menschen nicht nur aus den drei Raumdimensionen, sondern haben auch Ausprägungen in den übrigen sechs, nur bekommen wir davon zunächst einmal bewusst nichts mit.
Zu den Multiversen:
Die Bezeichnung ist für sich schon widersprüchlich.
Im Rahmen der M-Theorie kann man "Multiversen" als verschiedene Branen (eine zweidimensionale Bran ist die uns bekannte Membrane) betrachten, die in einem höherdimensionalen Raum eingebettet sind.
Also unser Universum wäre ein 3-Bran, wenn wir jetzt mal nur die Raumdimensionen betrachten. Ist diese 3-Bran aber in einem höherdimensionalen Raum eingebettet, so kann es natürlich noch weitere Branen geben, die in dieser Einbettung existieren. Wobei jede andere Dimensionszahl für diese anderen Branen erlaubt sind, sofern sie nicht die Dimensionszahl des sie einbettenden Raumes erreicht.
Die verschiedenen Branen können nun mehr oder weniger stark miteinander interagieren. Die Interaktion kann dabei auch, wenn wir den Austausch von Teilchen oder irgendwelcher Strahlung betrachten, Null sein, jedoch nicht wirklich absolut Null. Warum? Nun, rein theoretisch können diese Branen - so es sehr viele gibt - stets miteinander kollidieren und wir müssten uns ernsthaft fragen, warum - bei angenommenen unendlich vielen Branen, um ein scheinbares fine-tuning in unserem Universum zu erklären - eine solche Kollision noch nicht stattgefunden und unsere Bran damit massiv gestört hat, will sagen, Lebensräume zerstört hat.
Denn man darf sich nicht beirren lassen: Wenn wir unendlich viele Branen benötigen, um das fine-tuning zu erklären, dann kann der Einbettungsraum selbst gerne unendlich ausgedehnt sein und dennoch sind Kollisionen unausweichlich, wenn sich die Branen ansonsten nicht austauschen. Oder aber, die Branen stoßen sich sozusagen voneinander ab, sie halten sich auf Abstand, dann haben wir also doch eine Interaktion - wenn auch äußerst schwach vielleicht - und dann gehören die anderen Branen zu unserer Welt. Das fine-tuning nähme zu, nicht ab.
Was haben wir also?
Das Multiversenmodell würde zu einem Multibranen-Universum. Ein solches Universum ist aber nichts qualitativ neues bezüglich unser bisheriges Universum-Modells. Denn darin kennen wir ja auch viele verschiedene Planetensysteme in vielen verschiedenen Galaxien. Unsere bisherige Vorstellung vom Universum kann also als Multiplanetensystem-Einbettungsraum bezeichnet werden. Wir können dennoch fragen, warum es überhaupt einen Planeten wie die Erde gibt, weil viel zu viele Faktoren ineinander greifen müssen, um ein solch stabiles Habitat zu unterhalten.
Eine Auffassung der Art, dass es bei sooo vielen Planetensystemen in soooo vielen Galaxien zwangsläufig zu einem Planeten Erde hätte kommen müssen - oder die Wahrscheinlichkeit dafür sehr hoch würde - zieht ja nicht wirklich, wenn man eben das Universum als ganzes betrachtet. Gleiches gilt auf höherer Ebene dann aber auch für ein Multibranen-Universum in entsprechender Weise.
[Übrigens gibt es noch eine andere Hypothese, die unpräzise mit "Multiversen" bezeichnet wird, doch im eigentlichen eine Alternative zur kopenhagender Interpretation der Quantentheorie darstellt. Die "Viele Welten"-Hypothese nach Hugh Everett III.: Demnach wird jede mögliche Fortsetzung einer Handlung, einer Begebenheit, Aktion etc. in jeweils einem eigenen dafür realisierten Universum manifestiert. Beispielsweise bei einem Münzwurf, erleben wir, dass "Kopf" zu sehen ist, doch es wird augenblicklich ein reales Universum abgespalten, in dem statt dessen "Zahl" zu sehen ist. Diese Art von "Multiversen" meine ich mit dem Branszenario nicht und ich will der Vollständigkeit halber nur kurz erwähnen, dass ich diese Vorstellung ablehne.]
Zum ID - Ansatz und wie ich diesen verwende
ID als Meta-Analyseraum, der auch prinzipiell nicht messbare Möglichkeiten nicht von vornherein ausschließt - und mehr ist es nicht - kann also auch damit gut umgehen. Mehr noch, gerade im ID Rahmen ist es erlaubt solche Spekulationen und Hypothesen ernsthafter zu befragen als es eine sich selbstbeschränkende naturalistische "Wissenschaft" vermag.
Nur weil wir etwas prinzipiell nicht messen können, bedeutet das nicht, dass es nicht da sein kann. Konsequent durchdacht gilt das für alle Bereiche und regt daher Forschungstätigkeit an. Schon ein Kind lernt, dass nur weil es sich die Augen zuhält und damit nicht mehr bestimmte Dinge sieht, diese Dinge nicht wirklich verschwunden sind und es selbst für die Umwelt auch nicht verschwunden ist.
Dazu muss ich aber noch hinzufügen, dass ich zunächst ID mit "Informatorisches Design" übersetze und dann in einer weiteren Abstraktionsstufe erst frage, was die Quelle dieser Design - Information ist. Und da kann ich rein logisch betrachtet aus der Sicht des Mathematikers eine Intelligenz, die über allem steht, nicht ausschließen. Mehr noch, ich halte diese Möglichkeit eines intelligenten Meta-Designers somit schon aus rationalen Gründen für sehr plausibel.
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levan,
Mittwoch, 14. Februar 2007, 17:50
Brans und andere Dimensionen
Eigentlich hat die Physik mit diesen neuen Theorien, die zusätzliche Dimensionen außer unseren vier für die Vollständigkeit brauchen nur eins bewiesen: Unsere vierdimensionale Welt ist nicht nur aus sich selbst physisch und matematisch erklärbar. Das heisst, dass der Zustand dieser Welt und die Prozesse, die hier verlaufen, aus sich selbst keinen ausreichenden Grund für ihre Existenz geben. Also, ist die Welt nicht in sich geschloßen, sondern auf irgendeinem Weg mit etwas anderem verbunden. Die vier zusätzliche Dimensionen, die zum Beispiel die M-Theorie benötigt, deuten nur darauf, dass die Ursachen der Prozesse in unserer Welt "draussen" liegen.
Aus meiner sicht ist heutige Physik sehr nah an physisch-matematische Begründung, dass "da draussen" etwas existiert, was diese Welt beeinflusst gekommen.
Da hätten wir einen Platz für Gott!
Er ist nicht in dieser Welt, aber beeinflusst und lenkt sie aus anderen Dimensionen.
Aus meiner sicht ist heutige Physik sehr nah an physisch-matematische Begründung, dass "da draussen" etwas existiert, was diese Welt beeinflusst gekommen.
Da hätten wir einen Platz für Gott!
Er ist nicht in dieser Welt, aber beeinflusst und lenkt sie aus anderen Dimensionen.
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klauslange,
Donnerstag, 15. Februar 2007, 09:49
Platz für Gott
Die insgesamt sieben Zusatzdimensionen der M-Theorie wären Raumdimensionen unseres Universums und würden nicht anders von Gott beeinflusst sein, als die uns schon bekannten 3+1 Dimensioen.
Neben diesen physikalischen oder besser materiellen 11 Dimensionen wird es aber noch immaterielle Dimensionen geben, die ich informatorische Dimensionen nenne und die dann ins materielle-physikalische hineinwirken.
Doch ich teile schon Deine Meinung, dass man mit diesen Modellen zumindest zugeben muss, dass unser bisheriges Verständnis von Wissenschaft bezüglich Beeinflussung und Bildung von Naturgesetzen viel zu eingeschränkt ist und eine Nichtmateriellen Metaebene zumindest nicht mehr rigoros ausgeschlossen werden kann.
Kurz zu Gott: Dieser hat immer Seinen Platz und es wäre zu wünschen, wenn sich eine ach so angeblich neutrale Evolutionsdoktrin nicht anmaßen würde Religion nur als evolutionäre Nutzenfunktion zu sehen (siehe aktuelles Titelthema von Bild der Wissenschaft).
Bei all meinen Überlegungen zu Extradimensionen materieller wie nichtzmaterieller Art möchte ich doch die Hauptsache nicht aus den Augen verlieren: Es kommt nicht darauf an, dass Gott Seinen Platz irgendwo da draußen oder in wissenschaftlichen Studierzimmern bekommt, sondern Sein Platz in erster Linie direkt da, wo es uns allen Not tut. In unseren Herzen.
Neben diesen physikalischen oder besser materiellen 11 Dimensionen wird es aber noch immaterielle Dimensionen geben, die ich informatorische Dimensionen nenne und die dann ins materielle-physikalische hineinwirken.
Doch ich teile schon Deine Meinung, dass man mit diesen Modellen zumindest zugeben muss, dass unser bisheriges Verständnis von Wissenschaft bezüglich Beeinflussung und Bildung von Naturgesetzen viel zu eingeschränkt ist und eine Nichtmateriellen Metaebene zumindest nicht mehr rigoros ausgeschlossen werden kann.
Kurz zu Gott: Dieser hat immer Seinen Platz und es wäre zu wünschen, wenn sich eine ach so angeblich neutrale Evolutionsdoktrin nicht anmaßen würde Religion nur als evolutionäre Nutzenfunktion zu sehen (siehe aktuelles Titelthema von Bild der Wissenschaft).
Bei all meinen Überlegungen zu Extradimensionen materieller wie nichtzmaterieller Art möchte ich doch die Hauptsache nicht aus den Augen verlieren: Es kommt nicht darauf an, dass Gott Seinen Platz irgendwo da draußen oder in wissenschaftlichen Studierzimmern bekommt, sondern Sein Platz in erster Linie direkt da, wo es uns allen Not tut. In unseren Herzen.
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