Dienstag, 16. August 2011
Fukushima: Radioaktiver Schwefel
Die wissenschaftliche Auswertung der Fukushima-Katastrophe geht weiter und zeigt erschreckende Resultate, wie scinexx.de berichtet: hier.

In den ersten Tagen nach dem Reaktorunglück von Fukushima enthielt die Luft über der Küste Japans 365 Mal mehr radioaktiven Schwefel als normal. Das berichten US-amerikanische Forscher im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences". Sie hatten die Spur der radioaktiven Schwefelatome von Kalifornien bis zur japanischen Küste zurück verfolgt. Der Schwefel sei entstanden, als das zur Kühlung eingesetzte Meerwasser mit der Neutronenstrahlung in den Reaktorkernen reagierte, sagen die Wissenschaftler. Wie dies genau geschah und wie viel Neutronenstrahlung dabei frei wurde, haben sie jetzt erstmals quantitativ berechnet.

Am 13. März 2011 begannen die japanischen Atomtechniker damit, die havarierten Reaktoren mit Meerwasser zu kühlen. Von den teilweise geschmolzenen Brennelementen ging starke Neutronenstrahlung aus. Die Neutronen kollidierten mit den Chlorid-Ionen des Meersalzes und wandelte sie in radioaktiven Schwefel (35S) um. "Man weiß, wie viel Meerwasser sie in Fukushima eingesetzt haben, wie weit die Neutronen in das Meerwasser eindringen und wie groß das Chlorid-Ion ist", sagt Antra Priyadarshi von der University of California in San Diego.

Aus diesen Informationen könne man kalkulieren, wieviele Neutronen mit dem Chlorid reagiert haben müssen, um den radioaktiven Schwefel zu produzieren. Ihr Ergebnis: Bis zum 20. März 2011 entwichen fast 400 Milliarden Neutronen pro Quadratmeter aus freiliegenden Brennelementen in den Reaktorkernen und Abklingbecken des Atomkraftwerks Fukushima Daiichi. Neutronenstahlung gilt als besonders schädlich für biologische Gewebe. Die biologische Wirksamkeit energiereicher Neutronen wird gegenüber der Gammastrahlung als 10 bis 20-fach stärker eingestuft.

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