Donnerstag, 9. August 2012
Kann Curiosity zusammen mit Viking-Ergebnissen Mars-Leben entdecken?
klauslange,15:32h
In vielen Artikeln über Curiosity wird immer wieder betont, dass der neue Mars-Rover Curiosity selbst nicht wird Leben nachweisen können. Für sich genommen ist das auch richtig, denn Curiosity kann höchstens organische Moleküle, insbesondere Kohlenstoff, und das einstige oder aktuelle Vorhandensein von Wasser nachweisen. Dies wäre zwar alles sehr gute Indizien für eventuelles Leben einst und heut, aber eben kein eigenständiger Nachweis für mikrobielle Marsianer.
Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn mit genau diesen Indizien lässt sich ein experimentelles Bild der Viking-Mission aus dem Jahre 1976 vervollständigen, dass damals zwar nicht ausreichte, um Leben sicher nachzuweisen, aber mit den dann eventuell gefundenen Indizien durch Curiosity ein klares Ergbnis für Leben liefern kann. Wie das zusammenhängt beschreibt New Scientist im Artikel Curiosity might prove weve already found life on mars.
Daraus:
If MSL's rover Curiosity finds carbon-based molecules in the Martian soil, Levin - who led the "labelled release" experiment on NASA's 1976 Viking mission - will demand that his refuted discovery of life on Mars is reinstated...
The experiment mixed Martian soil with a nutrient containing radioactive carbon. The idea was simple: if bacteria were present in the soil, and metabolised the nutrient, they would emit some of the digested molecules as carbon dioxide. The experiment did indeed find that carbon dioxide was released from the soil, and that it contained radioactive carbon atoms...
Levin's team went out and bought champagne. He even took a congratulatory phone call from Carl Sagan. However, the party was ruined by a sister experiment. Viking's Gas Chromatograph Mass Spectrometer (GCMS) was looking for carbon-based molecules and found none. NASA chiefs said that life couldn't exist without these organic molecules, and declared Levin's result moot. "NASA powers that be concluded that the lack of organics trumped the positive labelled release experiment," says Robert Hazen, a geophysical scientist at the Carnegie Institution for Science in Washington DC.
Since then, some of the GCMS team have admitted that their experiment was not sensitive enough to detect organic molecules even in terrestrial soils known to contain microbes.
That is why Levin wants a reanalysis of his original data if Curiosity finds organic molecules. "I'm very confident that MSL will find the organics and possibly that the cameras will even see something," he says. Taken with his 36-year-old results, that would constitute a discovery of life on Mars, Levin says.
It's not a crank claim, says Hazen. "Levin's experiment showed a surprising and as yet not well explained effect that, at least prior to the Viking mission, the experts said would indicate microbial metabolism. If you can't explain that through an obvious inorganic process, then it follows that microbial life is a real possibility."
Update: Dr. Gil Levins Homepage. Interessante peer reviewed Abhandlungen im Mars Research Bereich seiner Seite. Dort beschreibt er auch Mars-Steine, auf denen seltsame grün-gepunktete Verfärbungen zu sehen sind. Deswegen verweist Dr. Levin auch auf die bevorstehenden Detailaufnahmen Curiositys. Es wird spannend!
Update 2: Hier auf deutsch noch mehr Aspekte und warum ich nun tatsächlich denke, dass Curiosity - bei entsprechenden Messergebnissen - die Viking-Ergebnisse eindeutig auf Lebensspuren bestätigen könnte: Technical Review auf heise.de: Löst Curiosity das Rätsel um alte Viking-Daten?:
Das Labeled-Release-Experiment (LR) von Levin setzte eine wässrige Lösung aus organischen Molekülen ein, die das radioative Kohlenstoff-Isotop C-14 enthielt. Die Idee: Beträufelt man eine Bodenprobe mit der Lösung, würden eventuell vorhandene Mikroorganismen sie in ihrem Stoffwechsel verarbeiten – vorausgesetzt natürlich, dass ihre Biologie der irdischen gleicht. Die C-14-Atome könnten dann in den Gasprodukten des Stoffwechsels anhand ihrer Strahlung nachgewiesen werden. In einem zweiten Durchgang wurde die Bodenprobe auf 500 Grad Celsius erhitzt, um sie zu sterilisieren. Danach dürften auf keinen Fall C-14-Atome in der Atmosphäre der Versuchskammer nachzuweisen sein. Beides geschah. Nicht nur Levin war deshalb überzeugt, dass die Resultate mit Lebensformen zu erklären seien.
Die Interpretation geriet ins Wanken, als das teuerste Gerät an Bord der Viking-Sonden, der Gas-Chromatograph-Massenspektrometer (GCMS), keine Lebenszeichen finden konnte. "Der GCMS nahm die Rolle des Gerichts ein", schreiben Schulze-Makuch und Darling. Die NASA folgte schließlich dem Urteil des Apparats. Und das offizielle Ergebnis lautete fortan: Wir haben nichts gefunden.
Dabei war die LR-Anordnung eine Million Mal empfindlicher als der GCMS - was auch dessen Konstrukteure anerkannten. Nicht unerheblich für das finale Urteil dürfte laut Schulze-Makuch und Darling wohl gewesen sein, dass der Ingenieur Levin ein Quereinsteiger im Viking-Team war. Die Gruppe hinter dem GCMS wären hingegen"career academics", die mit einem vorschnellen positiven Befund ihre Laufbahn gefährdet sahen.
Die Defizite des GCMS wurden erst viel später bestätigt. Dabei stellte sich auch heraus, dass die damaligen Kontrollexperimente mit dem Equipment in der Atacama-Wüste und in der Antarktis - zwei Gegenden, deren Lebensfeindlichkeit den Marsverhältnissen am nächsten kommen – nicht aussagekräftig waren. Das GCMS hatte dort nämlich keine Anzeichen von Leben gefunden. Heute weiß man, dass auch diese Böden voller Mikroben sind.
Das SAM-Modul im Mars-Rover Curiosity ist nun technisch viel weiter entwickelt als die damaligen Geräte. Es enthält einen Quadrupol-Massenspektrometer (QMS), einen Gaschromatographen (GC) und einen einstellbaren Laserspektrometer (TLS). Alle drei Instrumente werden zuvor erhitzte Bodenproben auf ausgedünstete organische Bestandteile untersuchen, unter anderem auf Kohlenstoff-Isotopen-Verhältnisse (mit dem TLS, dessen Empfindlichkeit 2 parts per billion beträgt) und auf Aminosäuren. Gilbert Levin erhofft sich zudem, dass der Mars Hand Lens Imager an Bord von Curiosity hochauflösende Bilder von farbigen Gesteinsflecken machen kann, die er als Indiz für mögliche flechtenartige Gewächse sieht.
Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn mit genau diesen Indizien lässt sich ein experimentelles Bild der Viking-Mission aus dem Jahre 1976 vervollständigen, dass damals zwar nicht ausreichte, um Leben sicher nachzuweisen, aber mit den dann eventuell gefundenen Indizien durch Curiosity ein klares Ergbnis für Leben liefern kann. Wie das zusammenhängt beschreibt New Scientist im Artikel Curiosity might prove weve already found life on mars.
Daraus:
If MSL's rover Curiosity finds carbon-based molecules in the Martian soil, Levin - who led the "labelled release" experiment on NASA's 1976 Viking mission - will demand that his refuted discovery of life on Mars is reinstated...
The experiment mixed Martian soil with a nutrient containing radioactive carbon. The idea was simple: if bacteria were present in the soil, and metabolised the nutrient, they would emit some of the digested molecules as carbon dioxide. The experiment did indeed find that carbon dioxide was released from the soil, and that it contained radioactive carbon atoms...
Levin's team went out and bought champagne. He even took a congratulatory phone call from Carl Sagan. However, the party was ruined by a sister experiment. Viking's Gas Chromatograph Mass Spectrometer (GCMS) was looking for carbon-based molecules and found none. NASA chiefs said that life couldn't exist without these organic molecules, and declared Levin's result moot. "NASA powers that be concluded that the lack of organics trumped the positive labelled release experiment," says Robert Hazen, a geophysical scientist at the Carnegie Institution for Science in Washington DC.
Since then, some of the GCMS team have admitted that their experiment was not sensitive enough to detect organic molecules even in terrestrial soils known to contain microbes.
That is why Levin wants a reanalysis of his original data if Curiosity finds organic molecules. "I'm very confident that MSL will find the organics and possibly that the cameras will even see something," he says. Taken with his 36-year-old results, that would constitute a discovery of life on Mars, Levin says.
It's not a crank claim, says Hazen. "Levin's experiment showed a surprising and as yet not well explained effect that, at least prior to the Viking mission, the experts said would indicate microbial metabolism. If you can't explain that through an obvious inorganic process, then it follows that microbial life is a real possibility."
Update: Dr. Gil Levins Homepage. Interessante peer reviewed Abhandlungen im Mars Research Bereich seiner Seite. Dort beschreibt er auch Mars-Steine, auf denen seltsame grün-gepunktete Verfärbungen zu sehen sind. Deswegen verweist Dr. Levin auch auf die bevorstehenden Detailaufnahmen Curiositys. Es wird spannend!
Update 2: Hier auf deutsch noch mehr Aspekte und warum ich nun tatsächlich denke, dass Curiosity - bei entsprechenden Messergebnissen - die Viking-Ergebnisse eindeutig auf Lebensspuren bestätigen könnte: Technical Review auf heise.de: Löst Curiosity das Rätsel um alte Viking-Daten?:
Das Labeled-Release-Experiment (LR) von Levin setzte eine wässrige Lösung aus organischen Molekülen ein, die das radioative Kohlenstoff-Isotop C-14 enthielt. Die Idee: Beträufelt man eine Bodenprobe mit der Lösung, würden eventuell vorhandene Mikroorganismen sie in ihrem Stoffwechsel verarbeiten – vorausgesetzt natürlich, dass ihre Biologie der irdischen gleicht. Die C-14-Atome könnten dann in den Gasprodukten des Stoffwechsels anhand ihrer Strahlung nachgewiesen werden. In einem zweiten Durchgang wurde die Bodenprobe auf 500 Grad Celsius erhitzt, um sie zu sterilisieren. Danach dürften auf keinen Fall C-14-Atome in der Atmosphäre der Versuchskammer nachzuweisen sein. Beides geschah. Nicht nur Levin war deshalb überzeugt, dass die Resultate mit Lebensformen zu erklären seien.
Die Interpretation geriet ins Wanken, als das teuerste Gerät an Bord der Viking-Sonden, der Gas-Chromatograph-Massenspektrometer (GCMS), keine Lebenszeichen finden konnte. "Der GCMS nahm die Rolle des Gerichts ein", schreiben Schulze-Makuch und Darling. Die NASA folgte schließlich dem Urteil des Apparats. Und das offizielle Ergebnis lautete fortan: Wir haben nichts gefunden.
Dabei war die LR-Anordnung eine Million Mal empfindlicher als der GCMS - was auch dessen Konstrukteure anerkannten. Nicht unerheblich für das finale Urteil dürfte laut Schulze-Makuch und Darling wohl gewesen sein, dass der Ingenieur Levin ein Quereinsteiger im Viking-Team war. Die Gruppe hinter dem GCMS wären hingegen"career academics", die mit einem vorschnellen positiven Befund ihre Laufbahn gefährdet sahen.
Die Defizite des GCMS wurden erst viel später bestätigt. Dabei stellte sich auch heraus, dass die damaligen Kontrollexperimente mit dem Equipment in der Atacama-Wüste und in der Antarktis - zwei Gegenden, deren Lebensfeindlichkeit den Marsverhältnissen am nächsten kommen – nicht aussagekräftig waren. Das GCMS hatte dort nämlich keine Anzeichen von Leben gefunden. Heute weiß man, dass auch diese Böden voller Mikroben sind.
Das SAM-Modul im Mars-Rover Curiosity ist nun technisch viel weiter entwickelt als die damaligen Geräte. Es enthält einen Quadrupol-Massenspektrometer (QMS), einen Gaschromatographen (GC) und einen einstellbaren Laserspektrometer (TLS). Alle drei Instrumente werden zuvor erhitzte Bodenproben auf ausgedünstete organische Bestandteile untersuchen, unter anderem auf Kohlenstoff-Isotopen-Verhältnisse (mit dem TLS, dessen Empfindlichkeit 2 parts per billion beträgt) und auf Aminosäuren. Gilbert Levin erhofft sich zudem, dass der Mars Hand Lens Imager an Bord von Curiosity hochauflösende Bilder von farbigen Gesteinsflecken machen kann, die er als Indiz für mögliche flechtenartige Gewächse sieht.
... comment