Freitag, 18. Mai 2007
Causa Galilei: Ein Mythos wird entlarvt...
In der Debatte "Aufklärung"/Kirche oder Evolutionismus/Intelligent Design wird oft und gerne die Causa Galilei bemüht, um die angebliche Wissenschaftsfeindlichkeit der Kirche bzw. des Glaubens allgemein historisch zu untermauern.

Selbst bin ich noch vor gut einem Jahr in Diskussionen mit Glaubensbrüdern aneinandergeraten, weil ich an den üblichen Darstellungen zum "Prozess Galilei" und dessen vermeintlichen Hintergründen ungeprüft festhielt und mit der Galilei-Keule innerkirchliche Kritik trieb.

Mittlerweile hatte ich aber Zeit und Motivation selbstständig zu prüfen. Eingedenk der Tatsache, dass auch am angeblichen Bild der Bibel, die Erde sei eine Scheibe nichts dran ist, setzte ich mich auch mit diesem Thema noch einmal auseinander und habe gefunden, dass neben dem "Erdscheiben"-Mythos des Mittelalters auch ein Galilei-Mythos in der aufgeklärten Gesellschaft kultiviert wurde.

Folgender Artikel von Robert Ketelhohn fasst meine Skepsis zum Thema Galilei sehr pointiert zusammen:

http://www.domus-ecclesiae.de/tractatus/galilaeus.html

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Selbstverständlich wäre Galilei ohne die Kirche nur ein wenig bekannter Wissenschaftler unter vielen. Trotzdem maßte sich die Kirche an, wissenschaftliche Erkenntnisse oder nur Hypothesen nicht nur beurteilen, sondern auch zensieren und ihre Vertreter bestrafen zu können, teilweise wider besseres Wissen, das sie in ihren eigenen Bibliotheken vor dem Volke verwahrte. Das ist heute weitgehend überwunden.

Was hat das damit zu tun, daß Galilei ein Aufschneider war? Werden Fakten falsch, wenn sie ursprünglich auf wackeligen Beinen standen oder gar erfunden wurden? Wo ist das Problem? Doch allenfalls dort, wo immer noch unterschieden wird zwischen Erkenntnis, Gesetz und Moral für das Volk und der herrschenden Schicht. Wenn wir heute eine Gesellschaft oder Religionsgemeinschaft beurteilen, dann sollten wir uns mit oder ohne Galilei fragen: Ist den Priestern mehr geoffenbart als dem einfachen Gläubigen? Gelten für Adlige andere Gesetze? Dürfen die Reichen sich mehr herausnehmen? Gelten veröffentlichte Meinung und kollektive Fehleinschätzung mehr als die Wahrheit?

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Die Kirche: Säule und Fundament der Wahrheit!
Schön, wieder mal einen Kommentar von Ihnen zu lesen...

Daher will ich diesen auch nicht unbeantwortet lassen:

1) Galilei hat ja nicht nur wissenschaftliche Äußerungen getätigt, sondern auch philosophische. Und selbstverständlich hat die Kirche das Recht ihre Domherren und Gelehrten, denn Galilei war so einer, man darf die damaligen Verhältnisse nicht mit den heutigen vermengen, zu maßregeln, wenn sie die Lehre verwässern oder Philosophien vertraten, die dem Glauben widersprechen. Über die Methodik darf gern gestritten werden, aber auch heute wünschte man sich so einige Theologen, die ja ihre Brötchen in kirchlichen Unis verdienen und selbst die Auferstehung Christi als nicht historisch sehen, schnell und konsequent von kirchlichen Einrichtungen entfernt. Was ist daran falsch?

2) Die wissenschaftlichen Spekulationen, die Galileo damals anstellte, hat er als Tatsache deklariert. Damit war er tatsächlich ein Vorbild heutiger "Wissenschaft" die Dinge als Tatsache behauptet, die sie aber

a) gar nicht als solche beweisen kann
b) oder eben noch nicht bewiesen hat.

Mithin hatte Galileo, neben seinen philosophischen Exkursionen, auch noch öffentlich gelogen. Natürlich kann da die Kirche, so es einer ihrer Gelehrten betrifft, eingreifen. Wie gesagt, über die Art und Weise lässt sich gerne streiten.

3) Theologisches zur Offenbarung: Wer die Bibel liest, der weiß, dass zwar alle Gläubigen denselben Geist haben - oder haben sollten - aber eben nicht dieselben Gaben des Geistes. Daher hat in der Tat nicht jeder dieselbe Offenbarungstiefe erhalten. Auch wird einem nach unterschieldichem Maß die Gabe des Glaubens gegeben, wie Jesus selbst bemerkt. Ferner beachte man in diesem Zusammenhang das Gleichnis von den anvertrauten Talenten. Nicht alle erhielten die gleiche Anzahl. Es kam darauf an, wie man mit dem, was man bekam, umging.

Gerade wenn man heute die vielen Denominationen sieht, die sich auf die Bibel berufend gegenseitig in ihren Lehren widersprechen, dann darf man schon fragen: Soll das die eine allgemeine Kirche des einen Herrn Christus sein? Wohl kaum.

Zum Abschluss ein Wort aus der Bibel,

1.Timotheus 3:

15 Falls ich aber länger ausbleibe, sollst du wissen, wie man sich im Hauswesen Gottes verhalten muss, das heißt in der Kirche des lebendigen Gottes, die die Säule und das Fundament der Wahrheit ist.

Was steht da? Die Kirche des lebendigen Gottes ist die Säule und das Fundament der Wahrheit! Welche der Denominationen und "Kirchen" der Reformation solls denn sein, von denen die sich widersprechen in ihren Lehraussagen? Die sich abgespalten haben von der einen Kirche.

Nein, wer nach gutdünken Bücher, die zuvor anderthalb Jahrtausende im Kanon der Bibel als Glaubensgrundlage gültig waren, nach Gutdünken der selbstaufgestellten Lehre hinausgewirft und dann "sola scriptura" ruft, kann sich wohl kaum als Säule und Fundament der Wahrheit präsentieren.

Und so geht es auch mit den vielen kleinen (Klein-)Gläubigen, die sich eine Lehre zurechtbasteln, wie es ihnen in den Ohren kitzelt. Nein, wer meint eine Offenbarung von Gott erhalten zu haben, der sollte auch den Glauben aufbringen, diese Offenbarung durch das kirchliche Lehramt, dem ausführendem Organ dieser Säule und des Fundamentes der Wahrheit, überprüfen zu lassen, um die Geister, gerade auch der ewige Heilige Geist vs. Zeitgeist, zu unterscheiden, die eine "Offenbarung" geben.

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Auch heute darf man als Arbeitnehmer eines Tendenzbetriebes nicht jede Meinung öffentlich herausposaunen. Nur hat die Kirche seinerseit sich nicht auf die Verfolgung ihrer Bediensteten und Hausarrest beschränkt. Das kann doch nicht dadurch hinweggefegt werden, daß Galilei nun zum x-ten Male als Aufschneider entlarvt wird.

Kann man nicht einfach zugestehen, daß die Kirche vor 400 Jahre brutaler war als heute? Ist es angesichts ungenauer Meßinstrumente nicht eine Leistung, die richtigen Gesetze erfunden zu haben? Wo könnten wir heute stehen, wenn nicht 2000 Jahre aristotelisches Denken uns das Hirn erweicht hätte?

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Nun ist auch das gleichnamige satellitengestützte Navi-System in Diskussion geraten
Mal als kleines Schmankerl zum schmunzeln:

Das gleichnamige Satelliten-Navi-System gerät nun in Diskussion:

http://www.marssociety.de/html/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=1256&mode=thread&order=0&thold=0

Hat man auch hier den Mund zu voll genommen?

;-)

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